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Schlaf und Psyche: Wie wir zur Ruhe finden

  • Autorenbild: michaelarojko
    michaelarojko
  • 28. Sept.
  • 3 Min. Lesezeit

Für viele Menschen ist guter Schlaf keine Selbstverständlichkeit. Man liegt im Bett, der Körper ist müde – aber die Gedanken laufen weiter. Am nächsten Tag fühlt man sich erschöpft, gereizt und weniger belastbar.


Schlaf ist eng mit unserer Psyche verbunden. Wenn wir „im Kopf“ nicht zur Ruhe kommen, zeigt sich das oft zuerst in der Nacht. Es lohnt sich also, nicht nur auf den Schlaf selbst zu schauen, sondern auch auf das, was uns innerlich bewegt.


Schlaf – mehr als nur Erholung


Schlaf ist nicht nur eine Pause für den Körper. In der Nacht werden Eindrücke sortiert, Erlebnisse innerlich „verdaut“ und Gefühle verarbeitet. Wenn wir über längere Zeit unter Druck stehen, Konflikte mit uns herumtragen oder viel Verantwortung tragen, gerät dieses innere Gleichgewicht leicht ins Wanken. Der Schlaf wird flacher, das Ein- oder Durchschlafen schwieriger.


Was uns abends wach hält


Die Gründe für Schlafprobleme sind sehr individuell. Häufig zeigen sich ähnliche Muster:


1. Grübeln statt loslassen

Abends, wenn es still wird, haben Gedanken plötzlich viel Platz: Was heute schwierig war, was morgen ansteht, was man hätte besser machen können. Oft steckt dahinter ein hoher Anspruch an sich selbst – immer alles im Griff haben, niemanden enttäuschen, „funktionieren“.


2. Dauerbetrieb – auch im Bett

Viele Menschen kennen das Gefühl, tagsüber von Termin zu Termin zu eilen und abends eigentlich nur „umzufallen“. Der Körper liegt im Bett, aber innerlich läuft noch eine To-do-Liste. Der Übergang vom Tun ins Sein gelingt schwer.


3. Unerledigte Gefühle

Nicht nur Aufgaben, auch Gefühle können „offen“ bleiben: Ärger, der nicht ausgesprochen wurde, Sorgen um Angehörige, Unsicherheit in Beziehungen. Was tagsüber keinen Platz findet, meldet sich oft in der Nacht – manchmal in Form von Grübeleien, manchmal auch als Unruhe im Körper.


Was wirklich helfen kann – jenseits von „Schlafregeln“


Klassische Tipps wie „kein Kaffee am Abend“ oder „das Handy weglegen“ können durchaus sinnvoll sein. Genauso wichtig ist aber die Frage: Wie gehe ich innerlich mit mir um?


1. Sich Ruhe erlauben

Viele knüpfen die Erlaubnis zur Erholung an Bedingungen: „Wenn alles erledigt ist, darf ich entspannen.“ Die Realität: Alles ist nie erledigt. Ein hilfreicher Schritt kann sein, sich bewusst zu sagen:„Ich darf mich ausruhen, auch wenn der Tag nicht perfekt war.“


2. Vom Kopf in den Körper kommen

Anstatt weiterzudenken, kann es abends hilfreich sein, kurz nach innen zu spüren:

  • Wie fühlt sich mein Körper gerade an?

  • Wo ist Anspannung, wo vielleicht auch Müdigkeit?

Es geht nicht darum, etwas „wegzumachen“, sondern wahrzunehmen, wie es gerade ist. Allein dieses Hinspüren schafft Abstand zum Gedankenkarussell.


3. Belastendes anerkennen

Statt Gedanken zu verdrängen, kann man ihnen für einen Moment bewusst Raum geben: „Ja, das beschäftigt mich gerade.“ Vielleicht hilft es, ein paar Sätze aufzuschreiben – wie eine kleine Übergabe an den nächsten Tag. Das Signal an die eigene Seele lautet: „Ich sehe das. Und ich kümmere mich – aber jetzt darf Nacht sein.“


4. Abends ein persönliches Ritual pflegen

Rituale sind weniger „Techniken“ als kleine Gesten der Zuwendung sich selbst gegenüber.

Das kann sein:

  • ein kurzer Spaziergang,

  • ein warmes Bad oder eine Dusche,

  • ein paar Minuten Lesen,

  • oder ein ruhiger Moment mit einem Tee.

Wichtig ist, dass es zu Ihnen passt und sich stimmig anfühlt – nicht, dass es perfekt „nach Lehrbuch“ ist.


Wann es sinnvoll ist, Hilfe zu suchen


Schlafprobleme kennt fast jeder einmal. Aufmerksam werden sollte man, wenn

  • Ein- oder Durchschlafstörungen über Wochen anhalten,

  • die Stimmung deutlich leidet,

  • Konzentration und Leistungsfähigkeit merklich nachlassen,

  • oder der Alltag sich stark eingeschränkt anfühlt.


In einer psychotherapeutischen Begleitung geht es dann nicht nur darum, den Schlaf zu „reparieren“, sondern die Lebenssituation als Ganzes in den Blick zu nehmen: Was überfordert mich? Welche Erwartungen habe ich an mich selbst? Wo komme ich als Person vielleicht zu kurz?


Fazit


Schlaf ist ein sensibler Spiegel unserer seelischen Verfassung. Wenn wir beginnen zu verstehen, was uns innerlich wach hält, und uns selbst mit etwas mehr Nachsicht begegnen, kann sich oft auch der Schlaf langsam verändern.


Zur Ruhe zu finden ist kein „Trick“, den man schnell beherrschen muss, sondern ein Prozess – ein freundlicher Weg zurück zu sich selbst.

 
 
 

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